Einer mit Biss
Vest, 17.01.2008, Ralf Ritter
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Philipp Stachula mit 20 Jahren bereits eine feste Größe bei den Hertener Löwen. Der Teamkapitän sieht sich und die Mannschaft auf einem guten Weg – und hofft, dass möglichst alle zusammen bleiben.
Herten. Es gibt Verhaltensmuster, die kann man nicht erklären. Vielleicht will man es auch gar nicht. Dieser Typ, der ständig in seinen Haaren rumfummelt – ist der nun ständig nervös, verunsichert, wie Psychologen vielleicht tiefschürfend diagnostizieren würden? Und was ist mit dem jungen Kerl, der sein Trikot im Spiel und sein T-Shirt im Training ständig in den Mund nimmt – während er zugleich Gegner, Mitspieler, Korb im Blick hat und den Basketball fest im Griff? Ist doch völlig wurscht! „Ich weiß nicht, warum ich das mache”, sagt Philipp Stachula lachend. „Natürlich machen meine Freunde mal Witze, ich selbst merke das gar nicht. Das passiert automatisch.” Warum auch immer er auf Leibchen kaut, seit wann auch immer er diese „Macke” hat („Ich hab keine Ahnung”) – Fakt ist: Philipp Stachula ist ein Spieler mit Biss. Einer, der immer alles gibt. Einer, der schon mit sechs Jahren Handball spielte, mit neun Basketball und Handball und sich mit 15 für Basketball entschied: „Das hat einfach noch mehr Spaß gemacht”, sagt er. Spaß allein formt freilich keinen Zweitliga-Spieler. „Ich gebe immer 100 Prozent”, sagt der 20-Jährige, der im Sommer vom Zweitliga-Absteiger SV Derne Dortmund zum Zweitligisten der neuen Pro B, zu den Hertener Löwen wechselte. „Weil ich unbedingt weiter zweite Liga spielen wollte”, erklärt der 1,80 Meter große Aufbauspieler. Darum bewarb er sich selbst, kam zum Try Out – und überzeugte Coach Anton Mirolybov und Manager Dirk Ewald im Handumdrehen. Den Schritt hat der Dortmunder nicht bereut, im Gegenteil: das Umfeld, der Charakter der Mannschaft, die Stimmung, „das passt alles”. Nicht zuletzt seine eigene Leistung: „Ich bin sehr zufrieden”, sagt der Schüler des Berufskollegs in Castrop, der im Mai sein Fachabi bauen will. Was nicht heißt, dass er schon ein perfekter Spieler ist: Er lernt dazu, weil er dazu lernen will; von erfahreneren, von – noch – besseren Spielern. So, wie das Talent auch in der vergangenen Saison in Dortmund gelernt habe: „Das hat mich weitergebracht.” Bei den Löwen aber hat er noch einen weiteren Sprung nach vorne gemacht: Kam er beim SVD im Schnitt auf knapp zehn Minuten Einsatzzeit, sind es nun fast 28 Minuten. 45 Punkte (Quote 42 %) aus dem Feld hat er erzielt – und er übernimmt Verantwortung. Stachula nämlich, damals noch 19, wurde vom Coach gleich zum Teamkapitän ernannt: „Ich war schon überrascht, aber ich habe mich vor allem gefreut, dass mir die Trainer dieses Vertrauen schenken”, sagt er, ganz Teamplayer: „Ich stehe formal auf dem Spielberichtsbogen, aber eigentlich machen das Torvoris Baker und ich zusammen.” Und eigentlich sind es sogar noch viel mehr: „Bei uns gibt es viele Spieler, die etwas zu sagen haben, ich trage deshalb keine besondere Last.” Einer, der ihm auf dem Feld aber zweifellos eine gewisse Last abnahm und abnimmt, ist Kasey Ulin, der wie Thomas Dreesen erst nach dem schwachen Saisonstart kam. „Thomas und Kasey haben frischen Schwung gebracht”, sagt Stachula, der allerdings von Beginn an überzeugt war, „dass irgendwann die Siege wie von alleine kommen. Wir haben ein neues, junges Team, das sich auch erst finden musste.” Für Ulin rückte Stachula von der Position 1 auf die 2 – kein Problem für den im südpolnischen Wartenau geborene Sportler, der mit drei Jahren nach Dortmund kam. Zumal er die Rollen eher verteilt sieht: Mal sichere er für Ulin ab, mal umgekehrt. „Es motiviert mich auf jeden Fall zusätzlich, im Training gegen ihn zu verteidigen.” Am liebsten auch in der nächsten Saison: „Ich hoffe, dassmöglichst alle zusammenbleiben.” Auch sein Einjahres-Vertrag läuft aus, die ersten Gespräche sollen Ende des Monats stattfinden. Stachula: „Ich fühle mich hier pudelwohl.”